Der einzige Arbeitnehmer mit Linux-Desktop

Letztens sah ich dieses Video, eine ARD-Reportage, schön gemacht:

http://www.ardmediathek.de/tv/Dokumentation-und-Reportage/Das-Microsoft-Dilemma/rbb-Fernsehen/Video?bcastId=3822114&documentId=51465916

Ich finde es gut, dass dieses Problem mal wieder angesprochen wird. Wir müssen aber mal mehr dafür tun. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.

Ich habe 2006 zu meinem Studium vorgenommen, alles mit Linux zu machen. Das lief wirklich super und bin froh, dass die Universitäten es mitgemacht haben. Denn auch dort ist das Microsoft-Monopol sehr stark verankert.

Heute geht es darum, wie ich erfolgreich und oftmals als Einziger in der Firma Desktop Linux einsetze … und es geht wunderbar!

Dazu möchte ich anmerken, dass ich ein paar mal den Job gewechselt habe, um mich weiterzuentwickeln. In meinen Bewerbungen habe ich es zwar nicht angemerkt, dass es Desktop Linux sein muss, aber in den Bewerbungsgesprächen habe ich es oft zu verstehen gegeben.

Diese Bewerbungsgespräche liefen dank solcher Einstellung sehr gut, denn die Personen der Personalabteilungen oder Chefs (ja nachdem wer Interview macht) sind doch neugierig und sehen einen Vorteil, wenn einer in der Firma sitzt, der dem Linux sehr nahe ist.

Meine Karriere als Arbeitnehmer fing an einer Universität an. Auch hier war ich der Einzige mit Linux. Das ist nicht an allen Lehrstühlen so, leider aber an den meisten.

Schnell durfte ich anderen Leuten mit Ihren Problemen helfen. Mit Desktop Linux habe ich Windows Dateisysteme gerettet, von Windows geschützte Passwörter Rechner geöffnet und vieles mehr.

Da ich in der IT tätig war, habe ich am Ende das Active-Directory des Windows Server 2003/2008 durch Samba 4 ersetzt. Alle Rechner liefen bei meinen Kollegen weiterhin unter Windows und einige bekamen von der Umstellung nicht einmal etwas mit. So lief die ganze Server-Struktur nur noch unter Linux und der Lehrstuhl konnte sich eine ordentliche Stange Geld jedes Jahr sparen.

Kollegen, die später dazu kamen, mich aber von früheren Ereignissen kannten, machten schnell mit meine Idee „Desktop Linux“ mit. Sie waren nicht so radikal wie ich, sondern nutzen noch eine Windows Instanz in einer virtuellen Maschine. Das war meistens deswegen, weil spezielle Software nur auf dieser Art laufen konnte.

Später wechselte ich in die Industrie und durfte auch wieder Desktop Linux einsetzen. Ich hatte zwei Vorgesetzte, die Apple nutzten, sonst war der Rest bei Windows 7 oder 10. Weil in dieser Firma mit Server Linux gearbeitet wurde, kam das gut an. Ich wunderte mich, warum diese Firma überhaupt Windows genutzt hat.

Wahrscheinlich war es wegen Office. Ich sehe das als keinen echten Grund und bleibe dabei, dass MS Office nicht mehr gebraucht wird. Das ist auch kein Standard, akzeptiert es nicht! Hier wird das genau erklärt:

https://brattahlid.wordpress.com/2012/05/08/is-docx-really-an-open-standard/

Leider findet es eine weite Verbreitung, aber Menschen, die über andere Formate meckern, kann man darauf hinweisen, dass docx, xlsx, pptx usw. keinen echten Standard darstellen. Ich finde sogar, dass ein in MS Office gespeichertes Dokument keinen so großen Archivierungswert hat. Solange kein echter Standard genutzt wird, ist die Nachhaltigkeit einfach nicht gegeben.

Es gibt da so ein paar Mail-Server-Programme aus der Linux Community (Postfix, Dovecot). Diese können problemlos mit Outlook, Thunderbird, welcher einem besser gefällt umgehen. Als  Groupware gibt z.B. SOGo:

https://sogo.nu/

Einmal ordentlich konfiguriert, kann man das auch mit Outlook, Thunderbird, usw. verbinden. Sogar mit seinem Smartphone oder Tablet ist diese Technologie einsetzbar. Endlich bekommen smarte Geräte mal einen vernünftigen produktiven Einsatz :-D. Hier wird der CalDav- bzw. CardDav-Standard eingesetzt. Also kein teurer und schlechter geschlossener Exchange-Server mit dem nur ein paar Sachen möglich sind und man jedes Jahr viel Geld an Lizenzen abdrücken muss. Das muss nicht sein. Wir brauchen Microsoft in Europa nicht. Wir können unsere Software für unsere eigenen Systeme schreiben. Und was noch besser ist, dadurch werden keine Daten an den Redmond-Riesen oder ähnliche Konzerne übertragen.

Nun bin ich in einer größeren Firma gelandet und ähnliches Spiel wieder. Einige wenige nutzen Mac, doch die meisten haben Windows als Hauptsystem. Man muss aber dazu sagen, dass einige Kollegen aus beruflichen Gründen zwischen vielen Betriebssysteme wechseln, also kein wirkliches Hauptsystem haben. Darunter ist natürlich auch Linux. Das finde ich sehr cool! Allerdings ist die IT mit Microsoft sehr infiziert und das ist schade. So ein bisschen widersprüchlich, aber manche Firmen wachsen eben unterschiedlich. Als Groupware läuft dort ein vollwertiger Exchange-Server. Er ist performant und lässt keine Wünsche offen. Allerdings habe ich keine große Chance CardDav oder CalDav ordentlich zu nutzen.

Microsoft: Wenn Exchange weder Carddav noch Caldav bieten kann, gehört Ihr auch nicht zum Standard. Was nicht offen standardisiert ist, sollte aberkannt werden.

Zum Glück gibt es noch den Davmail-Gateway:

http://davmail.sourceforge.net/

Mit diesem wird das Exchange Web Zeug (AWS) auf CardDav und CalDav Protokolle weitergeleitet, genauso wie Emails. Ich kann also doch Thunderbird unter Desktop Linux nutzen, obwohl ein Exchange Server in der Firma läuft. Es ist nur schade, dass es soweit kommen muss. Dennoch ist das besser als gar nichts.

Also, wer Desktop Linux zu hause nutzen will, ich kann es empfehlen. Ich vermisse gar nichts.

Wer mit der Leistung und Spionage von Microsoft unzufrieden ist, sollte auf jeden Fall mal Linux ausprobieren. Denkt aber stets, Linux ist nicht wie Windows; es ist anders. Im Umgang mit dem Rechner gibt es damit neues zu lernen. Ich versichere Euch aber, es lohnt sich sehr!

Wer Linux nutzt, sieht ein ganz neues IT-Universum und lernt dabei auch über den üblichen Windows-Nutzern zu stehen. Das betrifft übrigens auch eine breite Masse an Politikern, bei denen Nachholbedarf besteht.

Ihr wollt es bei der Arbeit einsetzen? Wenn es Euch zu-hause damit gefällt, dann fragt doch einfach mal den Vorgesetzten. Aus technischer Sicht geht es wirklich gut.

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